ḥiǧāb, nikāḥ und ṭalāq: Die Rolle der Frau bei der Ahmadiyya Muslim Jamaat im Kontext gesellschaftlicher Debatten in Indien und Deutschland
Forschungsprojekt durchgeführt von Patricia Helbig
Die Ahmadiyya Muslim Jamaat gehört zu den wichtigsten Gruppierungen innerhalb des südasiatischen Islam und versteht sich selbst als islamische Reformgemeinde. Aufgrund von Verfolgung leben heutzutage auch viele Ahmadi-Muslime in Deutschland, wo sie z.B. in Hessen den Status einer Körperschaft des Öffentlichen Rechts genießen und damit unter den Muslimen in Deutschland eine Sonderstellung einnehmen. Die Gemeinde ist häufig in der deutschen Öffentlichkeit präsent und möchte über den Islam aufklären. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Islam in Deutschland in öffentlichen Debatten überwiegend in einem negativen Licht erscheint, vor allem, wenn es um Frauen betreffende Themen geht. Dem Islam wird dabei oftmals eine Diskriminierung von Frauen vorgeworfen, manifestiert u.a. durch das Kopftuch.
Daran anknüpfend ist das Ziel dieser Dissertation, anhand von Primärquellen das Frauenbild der Ahmadiyya Muslim Jamaat herauszuarbeiten und aufzuzeigen, welche Positionen die Gemeinschaft in Hinblick auf verschiedene auf Frauen bezogene Themen vertritt. Den Schwerpunkt bilden dabei neben einer generellen Darstellung der Rolle der Frau bei der Ahmadiyya die Themen Ehe, Scheidung sowie das Kopftuch. Im Zuge dessen werden in erster Linie Fragestellungen aufgegriffen, die sowohl in Deutschland als auch in Indien, dem Ursprungsland der Ahmadiyya, in öffentlichen Debatten im Fokus stehen, u.a. Kopftuchverbote, die einseitige Scheidung (triple talaq) oder Polygamie. Die Analyse fußt auf Quellen in den Sprachen Deutsch, Englisch, Hindi und Urdu und umfasst überwiegend Schriften der AMJ selbst, darunter Publikationen, Freitagspredigten sowie Beiträge des eigenen TV-Senders.