Teil der Ringvorlesung "Die Welt mit anderen Augen sehen: Why Anthropology Matters!". Vorgetragen von Dr.in Antje Gunsenheimer
Veranstaltungen
Der Vortrag widmet sich dem Entdecken als Instagram-Medienpraxis. Entlang von Beispielen zu Visualisierungen des Ruhrgebietes mit Instagram wird dargestellt, wie Akteur:innen ein neues, grünes Ruhrgebiet „entdecken“, indem sie bekannte Räume ästhetisch verfremden und Naturlandschaften symbolisch erobern.
Die Wissensgeschichte der Ethnologie in der DDR ist ein unerforschtes Feld. Im Zuge der „Übernahme“ (Kowalczuk 2019) der DDR durch die BRD expandierte die bundesdeutsche Ethnologie institutionell in die nun „neuen Bundesländer“ (Haller) und in ihre Universitäten und Museen. Damit verbunden war das Auslöschen von Fachtraditionen und das Zerreißen von Netzwerken. In diesem Vortrag soll der Blick auf die Wissenschaftsgeschichte der Ethnologie in der DDR – hier vor allem auf die frühen Jahre – gerichtet werden und zwar nicht aus einem musealen Interesse an etwas längst Vergangenem heraus, sondern als Perspektivwechsel. „Ethnographie“, die Bezeichnung des Fachs in der DDR, hatte sich im Neuaufbau des Fachs nach dem Zweiten Weltkrieg herausgebildet, sich dabei in die Fachgeschichte einschreibend und theoretisch-methodische Grundlagen etablierend, die bei einer Wiedervereinigung auch der Wissenschaftslandschaften der DDR und der BRD fruchtbare Impulse hätten setzen können.
In der Sozialistischen Republik Vietnam besitzt die regierende Einheitspartei die Kontrolle über alle Institutionen und Prozesse im Staatsapparat. Selbst die Online-Welt untersteht der politischen Kontrolle, sodass Vietnam als das repressivste Land in Südostasien bezüglich der Internetfreiheit gilt. Mit der Ausbreitung der sozialen Medien, die nahezu unkontrollierbare Plattformen für öffentliche Meinungsäußerungen und Diskurse bieten, entwickelten sich Narrative der Fake News. Zur Eingrenzung des „sozialen Übels“ legitimiert der Staat die strikten Maßnahmen zur Regulation der Inhalte im Netz, die zunehmend in die Aktivitäten der NutzerInnen eingreifen. Als politischer Gegensatz dazu gilt Indonesien als eine der größten Demokratien der Welt, nach Reformen ab 1998. Aber durch Digitalisierungen der Wahlkämpfe etablierten sich in den letzten Jahren stets Fake-News-Narrative, die von der politischen Elite zur Wahlbeeinflussung genutzt werden.
Teil der Ringvorlesung: "Die Welt mit anderen Augen sehen: Why Anthropology Matters!" Vorgetragen von Prof. Dr. Carla Jaimes Betancourt
Teil der Ringvorlesung "Die Welt mit anderen Augen sehen: Why Anthropology Matters!". Vorgetragen von Prof.in Dr.in Sophie Elpers und Dr.in Valeska Flor
Was bedeutet es nicht nur über Arbeiter:innen und ihre Arbeitsbedingungen in globalen Wertschöpfungsketten zu forschen, sondern mit Arbeiter:innen gemeinsam ihre Lebenswirklichkeiten zu ergründen, ihre Probleme zu identifizieren und Strategien zu entwickeln, um ihre Situation strukturell zu verändern und nachhaltig zu verbessern? In diesem Vortrag teilen wir Einblicke und Erfahrungen aus aktuellen Forschungsprojekten mit Bekleidungsarbeiter:innen in Kambodscha und Palmölarbeiter:innen in Indonesien und Malaysia. Im Zentrum des Vortrages stehen anthropologische Forschungsmethoden, die darauf abzielen mit den Arbeiter:innen gemeinsam ihre Alltagsrealitäten zu erforschen, um diese im Sinne der Arbeiter:innen verändern und verbessern zu können.
Virtuelle Räume und digitale Medien durchziehen unsere Alltage und verweben „online“ und „offline“, virtuell und verkörpert, digital und materiell zunehmend. Großveranstaltungen für Video- und Computerspiele zelebrieren diese Verflechtungen, laden zur intensiven Nutzung digitaler Medien ein und verweben virtuelle Welten mit lokal-situierten, verkörperten Erfahrungen. Die ethnografische Forschung bei Gaming Events in Europa zeigt, wie Digitalitäten als multi-sensorische Praktiken erlebbar werden. Während Hardware im Alltag hinter Bildschirmen beinahe verschwindet und Technologien zur Blackbox werden, rücken Gaming Events Computer, Maschinen und technologische Infrastrukturen in den Mittelpunkt. In spielerischen Praktiken werden die Beziehungen zwischen Menschen und Maschinen kontinuierlich re-konfiguriert. Dieser Vortrag zeigt anhand der Forschung bei Computerspielevents, die materiellen und multi-sensorischen Dimensionen digitaler Praktiken.
Teil der Ringvorlesung "Die Welt mit anderen Augen sehen: Why Anthropology Matters!". Vorgetragen von Prof. Dr. Paul Basu
Umwelt und Kultur matter! ‚Umwelt‘ und ‚Kultur‘ als zwei zentralen Begriffe in der Anthropologie werden anhand von Beispielen aus Asien erläutert. Der ethnologische Kulturbegriff betont die Zusammenhänge und Beziehungen zwischen geistigen, sozialen und materiellen Aspekten des Lebens. Welche systemischen Zusammenhänge und welche Bedeutung haben kulturelle Praktiken? Wie verhält es sich mit der eigenen Wertung (Kulturrelativismus)? Auch der Umweltbegriff in der Anthropologie konzentriert sich auf Beziehungen, jedoch zwischen Mensch und Umwelt. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt in der Stadt: Wie gehen Menschen mit dieser gebauten Umwelt um? Asien ist auch stark von ländlichen Regionen geprägt. Dort sind Mensch-Umwelt-Beziehungen vielfältig und plural, aber auch spannungsreich; v.a., wenn es um die Interessen indigener Gemeinschaften innerhalb der globalen Ressourcenextraktion geht. Was verbirgt sich hinter aktuellem Öko-Kolonialismus im Zuge von internationaler Nachhaltigkeitspolitik?
Die Ringvorlesung wird eine Vielfalt an Themen der Bonner Sozial- und Kulturanthropolgie behandeln, so u.a. Migration und Fluchtursachen, gesellschaftliche Auswirkungen der Klimakrise, Erinnerungskulturen und Cultural Heritage, die Wirkung von Fake News, Digitale Spielkulturen, Kolonialisierung und Dekolonialisierung, Beziehungen zwischen menschlichen und nicht.-menschlichen Akteur:innen oder auch Arbeitsbedingungen in globalen Lieferketten.
Einführender Vortrag der Ringvorlesung "Die Welt mit anderen Augen sehen: Why Anthropology Matters!"