Abstrakt: Im Jahr 731 wurde ein manichäischer Priester vom damaligen Kaiser Xuanzong beauftragt, eine Zusammenfassung seiner religiösen Lehren aufzuschreiben. Der Priester verfasste das „Kompendium der Lehren des Mani, dem Erleuchteten des einen Lichts“. Dieses Kompendium ist eine der ältesten schriftlichen Zeugnisse des Manichäismus in China und gibt wertvolle Einblicke in die Verbreitung und Akzeptanz dieser Religion im Tang-Reich. In seinem Vortrag geht Prof. Dr. Desmond Durkin-Meisterernst detailliert auf das Dokument von 731 ein. Es gehört zu den wenigen Eigenzeugnissen des Manichaeismus im Gegensatz zu den vielen Fremddarstellungen, die oft Falsches enthalten. Den 1953 von G. Haloun und Walter Bruno Henning herausgegebenen Text vergleicht er mit den übrigen Selbstzeugnissen und arbeitet Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus. Dabei geht er auch auf die Rolle des Buddhismus als Teil des Manichaeismus ein. Warum übernahmen die Manichaer die Erzählung von Buddhas Geburt? Warum finden Frauen mit Ausnahme der Mutter keine Erwähnung?
Prof. Dr. Desmond Durkin-Meisterernst ist Honorarprofessor am Institut für Iranistik der FU Berlin und lehrt verschiedene Kurse zur ostiranischen Welt. In der Turfanforschung (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften) ist Prof. Durkin-Meisterernst für die Bearbeitung der mittelpersischen, parthischen und sogdischen Fragmente in der Turfansammlung verantwortlich. Die Turfanforschung hat ein Promotionsprogramm für Studien zur iranischen und türkischen Seidenstraße (Berliner Antike-Kolleg) eingerichtet. Prof. Durkin-Meisterernst unterrichtet Sprachkurse in manichäisch-mittelpersischer, baktrischer und sogdischer Sprache und hält Vorlesungen zur östlichen Seidenstraße. Zu seinen zahlreichen Publikationen zählen das „Dictionary of Manichaean Middle Persian and Parthian texts“ (2004) und seine „Grammatik des Westmitteliranischen“ (2014), die besonders hervorzuheben sind. Er ist Vorsitzender des Fachbereichs „Sprachen und Kulturen der Seidenstraße (Silk Road)“ im Promotionsprogramm der Berlin Graduate School of Ancient Studies.