Universität Bonn

Abteilung für Japanologie und Koreanistik

Abteilung für Japanologie und Koreanistik

Über uns

Die Abteilung für Japanologie und Koreanistik beschäftigt sich in Lehre und Forschung mit Themen der Vergangenheit und Gegenwart Japans sowie Koreas. Die lange Tradition der Bonner Ostasien-Studien hat zu einem breiten und differenzierten Spektrum von Schwerpunkten an der Abteilung geführt, die Kultur- und Sozialwissenschaften umfassend. Zudem verfügt die Abteilung über eine der am besten ausgestatteten und ältesten Fachbibliotheken im deutschsprachigen Raum.

Fachbeschreibung

Japanologie und Koreanistik gehören traditionell zu den am häufigsten wahrgenommenen Studienfeldern des Instituts für Orient- und Asienwissenschaften im Bachelor und Master. TEACH ist ein trinationales Angebot für Master-Studierende, die sich mit der Geschichte und Kultur Japans, Koreas und Europas vergleichend beschäftigen wollen. Zentrales Ziel der Studiengänge Japanologie und Koreanistik im Bachelor ist es, japanologische bzw. koreanistische Grundkenntnisse in einem Ausmaß zu erwerben, das es dem Studierenden erlaubt, in einem japanologisch bzw. koreanistisch ausgerichteten Masterstudium forschungsorientiert zu studieren. Durch die Vermittlung von grundlegenden Kenntnissen der Sprache, Geschichte, Kultur, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Japans bzw. Koreas sollen die Studierenden befähigt werden, mit Menschen dieser Länder sprachlich korrekt zu kommunizieren, Texte in diesen Sprachen zu verstehen und für die eigene Arbeit zu nutzen und relevante Ereignisse und Strukturen in diesen Ländern zu untersuchen und zu erklären. 

Insbesondere die sprachliche Ausbildung eröffnet den Studierenden mehrere Berufsfelder. Allerdings ist der Studiengang nicht primär berufsfeldorientiert, sondern forschungsorientiert, damit die Studierenden das wissenschaftliche Arbeiten beherrschen lernen, welches für ein anschließendes Masterstudium erforderlich ist.

Fachgeschichte der Japanologie

1853-59 wohnhaft in Bonn, Haus Nr. 972 am Belderberg (seit 1870: Giergasse 30) in der Nähe der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität (das Wohnhaus wurde im Zweiten Weltkrieg zusammen mit großen Teilen der Bonner Innenstadt zerstört); Angebot des weltweit ersten Lehrstuhls für Japanologie, Siebold lehnte jedoch ab und arbeitete stattdessen an seinen Hauptwerken Nippon und Flora Japonica. Am Alten Zoll direkt vor dem Universitätshauptgebäude, dem ehemaligen kurfürstlichen Schloss, in der Nähe des Rheins pflegte Siebold zu Studienzwecken seinen eigenen botanischen Garten. 
 
Weiterführende Literatur:

Bonn: 1883 - 1918 
 
1883-1910 Professor für Geographie in Bonn; ausgedehnte Japan-Expedition 1873-75; 1876 Ordinarius für Geographie in Marburg, 1883 Berufung nach Bonn; Hauptwerk: Japan nach Reisen und Studien im Auftrage der Königlich Preussischen Regierung dargestellt (Erster Band Natur und Volk des Mikadoreiches, 1881; Zweiter Band Land- und Forstwirtschaft, Industrie und Handel, 1886); 1910 Emeritierung; verst. in Bonn. 

Weiterführende Literatur: 

Bonn: 1929 - 1950 
 
Geb. in Konstanz (Baden), 1904 Promotion zum Dr. phil. an der Univ. Straßburg, 1908 Staatsexamen für den höheren Schuldienst ebenda; 1908-23 Lektor für Deutsch und Latein an der 7. Oberschule (Daishichi kōtōgakkō Zōshikan) in Kagoshima, 1923-26 Lektor an der Oberschule in Urawa, 1924-29 Lektor für Altgriechisch und Deutsch an den Universitäten Tōkyō und Hōsei; ab Wintersemester 1929/30 Japanisch-Lektor am Orientalischen Seminar (damals in der Poppelsdorfer Allee 25) der Universität Bonn, an dem eine Japan-Abteilung eingerichtet wurde; im Februar 1932 Habilitation für das Fach Japanologie, 1933 Lehrauftrag (ca. 10 Studenten); 1939 Ernennung zum nicht-beamteten ao. Prof., noch im selben Jahr zum apl. Prof.; 1944 wurde der Antrag der Phil. Fakultät auf ein planmäßiges Extraordinariat für Japanologie abgelehnt, Kressler führte das Fach weiter bis zu seiner Pensionierung 1949, im darauffolgenden Jahr verließ er Bonn; verst. in Hongkong im Alter von fast 94 Jahren. 
 
Weiterführende Literatur: 

  • Harald Meyer, „Von Konstanz nach Kagoshima: Eine historische Bildreportage zu Oscar Kressler (1876-1970) und den Anfängen der Bonner Japanologie.“ OAG NOTIZEN, 10/2013: 22-34.
  • Harald Meyer, „Oscar Kressler (1876-1970) und Herbert Zachert (1908-1979): Der erste Japanisch-Lektor und der erste Ordinarius für Japanologie". In: Harald Meyer, Christine Schirrmacher, Ulrich Vollmer (Hg.), Die Bonner Orient- und Asienwissenschaften: Eine Geschichte in 22 Porträts. ORIENTIERUNGEN Themenband 2018. Großheirath: OSTASIEN Verlag, 2018, S. 125-145.  

Geb. in Karlsruhe, Offizierslaufbahn, 1909/10 Beurlaubung zwecks "Weltreise", die ihn auch nach Japan führte; 1921 Dr. phil. Berlin (Japanologie), 1921-26 wiss. Assistent im Museum für Völkerkunde, 1926-30 Leiter Japan-Institut Berlin, 1927 Habilitation in Japanologie (Berlin), 1930-38 Japan, 1934-38 deutscher Leiter des Japanisch-Deutschen Forschungsinstituts in Kyōto. 1938 Rückkehr nach Deutschland, bis zu seinem Tod Japanstudien als Privatgelehrter in Karlsruhe. 
 
1959/60 Übernahme seines Nachlasses, einer Sammlung von antiken Büchern, alten Schriften und Drucken der Edo- und Meiji-Zeit sowie von äußerst zahlreichen historischen Photoabzügen, Glaspositiven, Postkarten und Korrespondenzen, durch das Orientalische Seminar der Universität Bonn (sog. Trautz-Sammlung der Bonner Japanologie). 
 
Weiterführende Literatur: 

  • Hartmut Walravens, „Friedrich Maximilian Trautz (1877–1952). Eine Bibliographie zu Leben und Werk." BOAJ, 1980, 286–311. 
  • Harald Meyer, „Geschichtsbilder im wahrsten Sinne des Wortes: Historische Photographien aus dem Nachlass des Japan- und Siebold-Forschers Friedrich M. Trautz (1877-1952)“. In: Siebold-Wissenschaftsstiftung (Hrsg.), Geschichte und Geschichtsbilder in den Beziehungen Japan–Europa. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2013, 73-80.
  • Harald Meyer, „Das Trautz-Archiv der Bonner Japanologie. Entstehung, Objekte und neu gestaltete Archivierung.“ ORIENTIERUNGEN, Zeitschrift zur Kultur Asiens, 1/2014 (26. Jg., Nr. 1): 3-20.  
  • Harald Meyer / Reinhard Zöllner (Hg.), Die Sammlung Trautz. Visuelle Schätze aus dem Nachlass des Japangelehrten Friedrich M. Trautz (1877-1952). Unter Mitarbeit von Daniel Gerichhausen, Hendrik Groth und Paul Schoppe. München: Iudicium, 2019. Reihe: ERGA. Reihe zur Geschichte Asiens, Band 18. 344 S. 

Bonn: 1947 - 1959
 
Geb. in Magdeburg, 1932/33 Studium der Theologie, 1934-36 der Japanologie in Berlin; 1935 Dolmetscherdiplom, Korrespondent in Japan, 1941-45 Lektor in Takamatsu; 1947 Lektor für Japanisch in Bonn; 1948 Promotion bei Kressler; 1951 Habilitation in Bonn; 1954 Diätendozent; 1960 Berufung zum Ordinarius in Frankfurt. 

Bonn: 1960 - 1979

Geb. in Berlin, Studium der Ostasienwissenschaften in Berlin, Hamburg (1930-32), 1933-41 Lektor an der Oberschule Matsumoto (Matsumoto kōtōgakkō), 1941-45 deutscher Leiter Kulturinstitut Tōkyō, 1949-60 Professor Humboldt-Universität, ab 1960 Honorarprofessor für Japanologie am Orientalischen Seminar der Universität Bonn, in Personalunion mit seiner Professur am 1959 neu errichteten, zunächst vom Bund getragenen Seminar für orientalische Sprachen (SOS, ehemals Berlin, nunmehr an der Coblenzer Straße, ab 1967 umbenannt in Adenauerallee, Bonn [Hausnr. 102]); 1966 Ordinarius für Japanologie, Direktor des neu gegründeten Japanologischen Seminars, das unabhängig vom Orientalischen Seminar wird. 1969: Verleihung des japanischen Ordens vom "Heiligen Schatz" 3. Klasse. 1977 Emeritierung und im selben Jahr Verleihung des "Order of Civil Merit" der Republik Korea als Würdigung von Zacherts Einsatz für die Einführung des Koreanischen am Seminar für Orientalische Sprachen.

Weiterführende Literatur:

  • Harald Meyer, „Oscar Kressler (1876-1970) und Herbert Zachert (1908-1979): Der erste Japanisch-Lektor und der erste Ordinarius für Japanologie". In: Harald Meyer, Christine Schirrmacher, Ulrich Vollmer (Hg.), Die Bonner Orient- und Asienwissenschaften: Eine Geschichte in 22 Porträts. ORIENTIERUNGEN Themenband 2018. Großheirath: OSTASIEN Verlag, 2018, S. 125-145.

Fachgeschichte der Koreanistik

Während Wissen über die koreanische Halbinsel bereits im 18. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum kursierte, begannen die deutschen Hochschulen erst im späten 20. Jahrhundert, Koreanistik als ein eigenes Studienfach anzubieten [1]. Bereits zuvor hatten einige Universitäten Kurse mit Koreabezug veranstaltet, insbesondere mit Fokus auf die Sprache [2].

Mirok Li (1899–1950), der koreanisch-stämmige Schriftsteller, zählt zum Urgestein der Koreanistik im deutschsprachigen Raum. 1925 begann er sein Studium der Zoologie und Philosophie an der Universität München und 1928 wurde er in der Zoologie promoviert [3]. In den darauffolgenden Jahren etablierte er sich als Schriftsteller und veröffentlichte 1946 seinen autobiografischen Roman Der Yalu fließt (München, Pipper Verlag). Vor seinem frühzeitigen Tod mit 51 (1950) unterrichtete er chinesische Klassiker und koreanische Literatur an seiner Alma Mater (1947-1949).

Während des Kalten Kriegs entwickelte sich die Koreaforschung im deutschsprachigen Raum unterschiedlich. In der DDR etablierte sich die Berliner Humboldt Universität in den 1950er Jahren als eine bedeutende Institution für die Koreanistik durch und für den regen Austausch mit Nordkorea [4]. In der BRD wurde die Koreanistik erst ab den späten 1970er Jahren als Studienfach angeboten [5].

Das rasch zunehmende Interesse an der koreanischen Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft innerhalb der jüngeren Generation in den letzten Jahren führte nicht nur zum Wachstum der Anzahl an Studierenden und Lehrangeboten im Fach Koreanistik, sondern auch zu ihrer Stabilisierung als Studienfach in Deutschland und Österreich. Heute können die Studierenden an der Freien Universität Berlin, Universität Hamburg, Ruhr-Universität Bochum, Johann Wolfang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Universität Wien und Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn die Koreanistik als ein eigenes Studienfach studieren. An weiteren Hochschulen, darunter die Universität Heidelberg und die Universität Duisburg-Essen, forschen und unterrichten Wissenschaftler*innen mit dem Schwerpunkt Korea.

Auch legen staatliche Forschungs- und Weiterbildungsinstitute in Südkorea wie z.B. die Academy of Korean Studies (AKS) und das Literature Translation Institute of Korea (LTI Korea) mehr Wert auf den wissenschaftlichen Nachwuchs aus dem Ausland und bieten Absolvent*innen weitere Studien- und Forschungsmöglichkeiten. Somit befindet sich die Koreanistik in Deutschland stärker als je im globalen Kontext.


[1] Cf. Lee Eun-jeung, „Koreaforschung in Deutschland – Geschichtlicher Überblick und Perspektiven“, ASIEN 144 (Juli 2017), 96–98.
[2] Cf. Lee, „Koreaforschung in Deutschland“, 97–98.
[3] Die biografische Darstellung von Mirok Li ist basiert auf Chung Kyu-hwa, „Life and Works of Mirok Li“, Korea Journal 15(1)(1975), 32-37.
[4] Cf. Lee, „Koreaforschung in Deutschland“, 97.
[5] Cf. Lee, „Koreaforschung in Deutschland“, 98.

Heute können die Studierenden an der Universität Bonn im Bachelor- und Masterstudiengang Koreanistik als Hauptfach wählen und auch promovieren. Doch dies war lange keine Selbstverständlichkeit.

Der erste Schritt zur Institutionalisierung der Bonner Koreanistik war, dass ab 1972 Koreanisch als Zusatzfach im Diplom-Studiengang Übersetzen angeboten wurde. Dazu lud Professor Herbert Zachert (Japanologie) Prof. Dr. Kuh Ki-Seong, der bis dahin als Germanistik-Professor an der Seoul National University tätig war, nach Bonn ein. In den folgenden Jahren etablierte sich Koreanisch im Diplom-Studiengang Übersetzen als Nebenfach (1982) und schließlich Haupt- und Nebenfach (1992).

Auch im Laufe des Bologna-Prozesses, der europaweit einheitliche Bachelor- und Master-Studiengänge etablieren sollte, blieb die Sprachausbildung zunächst Schwerpunkt der Bonner Koreastudien [7]. So machten etwa 250 Studierende bis 2015 ihre Abschlüsse im Diplom-, Bachelor, Master- sowie Promotionsstudiengang im Bereich Übersetzen mit Koreanisch als Wahlsprache.
Heutzutage ist die Bonner Koreanistik in der Abteilung für Japanologie und Koreanistik angesiedelt, die dem Institut für Orient- und Asienwissenschaften (IOA) und der Philosophischen Fakultät zugeordnet ist. Nach der Abschaffung des Übersetzungsstudiengangs können die Studierenden der Asienwissenschaften Koreanistik als ihr Fachprofil auswählen. Sie studieren sowohl die koreanische Sprache als auch die wissenschaftliche Arbeitsweise sowie die koreanische Geschichte, Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft.

Vom Sommersemester 2011 bis zum Wintersemester 2012/13 vertrat Frau Dr. Sang-yi O-Rauch die W1-Professur der Koreanistik. Mit Herrn Dr. Hee-Seok Park gewann die Bonner Koreanistik den ersten Juniorprofessor im darauffolgenden Sommersemester 2013. Diese Position hat seit dem Wintersemester 2019 Frau Jun.-Prof. Nadeschda Bachem inne. Mit dem zunehmenden Interesse an dem Studiengang wuchs auch der Fachbereich Koreanistik weiter um eine wissenschaftlichen Mitarbeiterstelle, die mit Frau Henrieke Holtschneider besetzt ist, und um eine unbefristete Stelle der Lehrkräfte für besondere Aufgaben, die Frau Dr. Sang-yi O-Rauch seit dem Sommersemester 2021 innehat.

Text: Sung Un Gang777777


[6] Die Fachgeschichte bis 2015 ist auf der Darstellung von Herrn Prof. Dr. Albrecht Huwe basiert.
[7] Cf. Brigitte Linden, „Ein Bachelor für zwölf asiatische Sprachen“, General Anzeiger, 9. Februar 2004 (https://ga.de/news/wissen-und-bildung/ueberregional/ein-bachelor-fuer-zwoelf-asiatische-sprachen_aid-40473947888888), aufgerufen am 8. September 2021.
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